Das Interesse an Alternativen zur Gewinnung von erneuerbaren Energien in der Region Vaihingen ist nach wie vor groß. So konnte Roland Zitzmann, Vorsitzender des FDP-Ortsverbandes Vaihingen-Stromberg, diesmal über 60 Gäste auf der Baustelle des Wasserwerks an der Enz begrüßen. Bei diesem Andrang musste Bauherr Manfred Auch zunächst darauf aufmerksam machen, dass das Betreten der Baustelle auf eigene Gefahr geschehe!
Es herrschte schönstes Frühlingswetter, als sich die Besucher ein Bild dieser großen privaten Anlage unterhalb des Schlosses Kaltenstein machten. Sie erfuhren, dass das Wasserkraftwerk 1971 von dem verstorbenen Vater Müller Alfred Auch gekauft wurde, der bereits den Wunsch nach einer Erweiterung hatte.
Nach einer größeren technischen Störung im Januar 2010 reifte bei Manfred Auch und seinem Sohn Johannes, beide sind Maschinenbauingenieure, der Entschluss zur Planung. Im Herbst 2010 konnte der Antrag gestellt werden, der dann nach der politischen Wende durch Fukushima im Frühjahr 2011 relativ schnell vom Regierungspräsidium genehmigt wurde. In dem umfangreichen Verfahren waren neun Behörden einbezogen; für die ökologischen Berücksichtigungen wurde u. a. eine zweite Fischtreppe gebaut. (Die VKZ berichtete ausführlich).
Das Familienunternehmen denkt und plant langfristig – in Generationen. Der erzeugte Strom geht ins öffentliche Netz – die ENBW ist verpflichtet, den Strom abzukaufen – für den Betrieb muss er neu gekauft werden. Die Betreiber hoffen, einmal den eigenen Strom in das eigene Netz einspeisen zu können.
Bereitwillig beantworteten Vater und Sohn die Fragen der Gäste: Das Potential einer Turbine wird durch das Gefälle und die Wassermenge bestimmt. Weil das Gefälle an dieser Stelle zu gering ist, wird das Wasser mit einer Pumpe angehoben und fällt aus 7 Meter Höhe auf das Laufrad der Turbine. Die mächtige Turbine, „die rein zufällig die Vaihinger Farben blau und rot hat“, kommt aus Österreich, weil dort auf Grund der geographischen Lage der höchste technische Stand herrsche. Bei Niedrigwasser bestehe keine Gefahr, die Anlage schalte sich ab und „das Wasser fließt immer wieder nach, wir leben ja nicht in Spanien“, war die beruhigende Auskunft. Der Wasserstand werde täglich im Internet veröffentlicht. Auch auf die Frage, ob die Wasserkraftwerke an der Enz nicht zu dicht gebaut seien, ob „einer dem anderen das Wasser abgrabe“, gab es eine klare Aussage.
Nach einem herzlichen Dank des FDP-Vorstands an Manfred und Johannes Auch für die aufschlussreiche und detaillierte Führung wanderte eine Gruppe weiter zur Seemühle. Im Biergarten hatte der Initiator der Veranstaltung, FDP-Stadtrat Prof. Lachenmann, als Ergänzung eine Einführung in die Arbeit der „Initiative Wasserrad für Vaihingen e.V.“ organisiert. Im Unterschied zum Wirtschaftsunternehmen Wasserwerk handelt es sich hier um die Rekonstruierung eines oberschlächtigen Wasserrades nach historischem Vorbild.
Der freie Architekt Thilo Karst erläuterte für die Besitzer und Betreiber des Restaurants der historischen „Seemühle“ den Stand der Anlage. 16 Sponsoren aus Vaihingen und Umgebung haben bereits umfangreiche Arbeitsleistungen erbracht, über die man sich im Biergarten informieren kann. Dies kann der Besucher einer Tafel entnehmen, die auch auflistet, welche Aufgaben noch erledigt werden müssen und wie die Initiative unterstützt werden kann. Ziel des Vereins ist, nach Fertigstellung des Wasserrades so viel Strom damit zu produzieren, dass die Anlage mit diesen Mitteln langfristig erhalten und nach Bedarf erneuert werden kann.
Bei anregenden Gesprächen über das Thema „Wasserkraft“ und die nächste Veranstaltung des FDP-Ortsverbandes „Besichtigung einer Solaranlage“ klang der interessante Frühlingsnachmittag aus.
Dagmar Holzberg
Pressesprecherin