Die Kliniken im Landkreis Ludwigsburg

Foto: Michael Bührke/pixelio.de

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Der Kreisausschuss der FDP beschäftigte sich jetzt mit der Situation der Kliniken im Landkreis Ludwigsburg. Der Bietigheimer Arzt und stellv. FDP-Kreisvorsitzende Dr. Dieter Baumgärtner führte durch den Fachabend zur Gesundheitspolitik:

In Deutschland lebt ein Drittel der Krankenhäuser aus der Substanz und veraltet in einem schleichenden Prozess. Solche Kliniken und Verbünde werden einerseits vom medizinischen Fortschritt abgehängt, andererseits geraten sie durch unwirtschaftliche Leistungserbringung immer tiefer in die roten Zahlen. Die Ursachen sind vielfältig. Größter Schwachpunkt der Krankenhäuser ist ihre mangelnde Investitionsfähigkeit aufgrund der unzureichenden Fördermittel der Länder, die eigentlich einen Investitionsbedarf von 6,6 Milliarden Euro abdecken sollten (sie zahlen aber nur 2,7 Milliarden, die Kliniken selbst müssen daher 1,9 Milliarden aus ihren Erlösen stemmen, auch wir im Landkreis Ludwigsburg; verbleibt eine Deckungslücke von 2 Milliarden Euro). Unsere Kliniken GmbH und Kliniken Holding würde Gewinne erwirtschaften, wenn sie nicht große Summen in Erhaltung der Bausubstanz und notwendige bauliche Erweiterungen investieren müssten. So hat 2014 der Landkreis 9 Millionen Euro, 2015 14 Millionen Euro zuschießen müssen. Die Tendenz ist steigend.

Ausschlaggebend für den wirtschaftlichen Betrieb ist auch die Systemrelevanz eines Klinikums, soll heißen, in welchem Maße dort die Krankheiten der Bevölkerung umfassend behandelt werden können. Hier sind wir mit unserem Klinikenverbund im Landkreis auf einem guten Weg: Möglichst breit wird einerseits die Grundversorgung sichergestellt, andererseits gibt es spezielle Angebote, die auf die verschiedenen Häuser sinnvoll verteilt sind. Die Alternative hierzu wäre: Privatisierung und Verkauf für einen Euro an einen kommerziellen Träger, wie es andernorts geschieht. Wir machen das im Landkreis nicht. Oder, wenn man das nicht will, komplette Umwandlung unwirtschaftlicher Häuser. Von Flensburg bis Konstanz, überall dasselbe! In der Regel trifft es die kleinen, bei uns Vaihingen/Enz und Marbach.

Für Vaihingen erhoffen wir uns noch weitere Lösungen durch niedergelassene Mediziner/-innen. Hier gäbe es noch Luft nach oben. Mal sehen, was sich machen lässt.

Vergessen wir nicht, dass die Bevölkerung mit den Füßen abstimmt und abgestimmt hat: Nur jeder dritte Patient, der in Marbach oder Vaihingen wohnt, hat „sein“ kleines Krankenhaus zur stationären Behandlung aufgesucht. Präferiert werden bei ernsthaften Erkrankungen immer die großen Häuser mit hoher Behandlungsfrequenz. Da spielen Entfernungen keine Rolle mehr.

Für die Marbacher, die gerne den Zuschlag für das Zentrum für Altersmedizin bekommen hätten, tut es Dr. Dieter Baumgärtner leid. Aber die Argumente pro Bietigheim-Bissingen waren einfach erdrückend: Bessere medizinische Möglichkeiten, Anbindung an einen laufenden Krankenhausbetrieb mit vielen Fachrichtungen, kurze Wege, kurze Entscheidungsprozesse, kurze Wege auch für die Patienten, die nicht mit Krankenwagen zu weiteren Behandlungen verlegt werden müssen, höhere Erlöse, besseres Betriebsergebnis, somit bessere Zukunftsperspektive, auch deutlich kürzere Bauzeit und 20 Millionen (!) Euro weniger Baukosten in Bietigheim.

Marbach muss deshalb nicht traurig sein. Für die dort einzurichtende Belegklinik haben bereits 13 Ärzte/-innen eine Absichtserklärung, einen „letter of intent“, unterzeichnet, dass sie Räume anmieten und dort arbeiten wollen. Die Akzeptanz seitens der Bevölkerung wird steigen mit der Anzahl der Fach- und Belegärzte, die bleiben oder sich neu ansiedeln wollen. Das ist doch was!

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